Oliver Behringer
Adriatica Ionica - Bella Italia
Nach drei Wochen Höhentrainingslager, konnte ich bei Adriatica Ionica, einer fünftägigen Rundfahrt in der Region Friuli-Venezia Giulia, wieder ins Renngeschehen eingreifen. Das Rennen war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Zum einen ist es jeweils nicht ganz einfach, nach einer Periode ohne Rennen und Höhentraining, wieder on den Rennrhythmus zurück zu finden und zum anderen war die Streckenführung alles andere als einfach. Das Starterfeld war voller starken Teams mit erstklassigen Fahrern. Nach einem Kriterium in Mestre am ersten Tag, ging es auf dem zweiten Teilstück auf knapp 200km Richtung Monfalcone. Auf dem Weg dorthin mussten 6 Passagen auf Kiesstrassen (Sterrato) bewältigt werden. Leider war ich kurz vor der ersten Sterrato in einen Sturz verwickelt und musste somit das Rennen in einer hinteren Gruppe zu Ende fahren.
"Wir sassen während dem Rennen in den Teamfahrzeugen und warteten bis wir wieder losfahren konnten. Eine surreale Erfahrung."
Auf der dritten Etappe ging es in die Dolomiten. 5 Anstiege führten uns zum Ziel beim Lago di Misurina. Doch diese Etappe sollte nicht nur mit ihrer schweren Streckenführung in Erinnerung bleiben. Das Rennen wurde vom Start weg durch ein hohes Tempo geprägt. Alles wussten, dass heute unter den starken Bergfahrern das Gesamtklassement ausgemacht wurde. Bereits am ersten Berg verloren zahlreiche Fahrer den Kontakt zum Hauptfeld und nicht viel später bildete sich ein grosses Gruppetto (Gruppe von Abgehängten Fahrern, die mit reduziertem Tempo ins Ziel fahren) von über 30 Fahrern. Kurz vor der Kuppe des letzten Anstiegs fing es an zu regenen. Der Regen wurde schnell stärker und die Temperaturen sanken schlagartig. Nach einigen Minuten, meine Gruppe befand sich gerate auf der Passhöhe, fing es an zu Hageln. Wir beschlossen weiterzufahren und hofften, dass der Hagel schnell wieder aufhörte. Jedoch wurden die Hagelkörner immer grösser und als der Hagel schliesslich fast Golfball gross wurde brachten wir uns in die Teamfahrzeuge in Sicherheit. Der Hagel dauerte über 20 Minuten und wir sassen während dem Rennen in den Teamfahrzeugen und warteten bis wir wieder losfahren konnten. Eine surreale Erfahrung. Wir beendeten schliesslich das Rennen mit über einer Stunde Rückstand auf den Gewinner, aber ich denke wir waren alle einfach froh heil im Ziel angekommen zu sein. Diesen Tag werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Die vierte und fünfte Etappe waren dann wieder einiges entspannter. Einige kurze Steile Anstiege auf engen Strässchen gab es an beiden Tag zu bewältigen. Für mich ging es vor allem darum möglichst lange bei den Besten dabei zu bleiben. An beiden Tagen blieb ich bis einige Kilometer vor dem Ziel dabei, bis die bekannten Namen schliesslich die Gruppe sprengten und die Topplatzierungen unter sich ausmachten. Das Rennen war definitiv ein nächster Schritt aufwärts für mich. Es war mein erster Start in einem Fahrerfeld mit so vielen Weltklasse Fahrern und ich fühlte mich von Tag zu Tag besser. Die ersten beiden Tage fühlten sich die Beine, nach dem Trainingslager, noch etwas träge an. Die letzten drei Etappen fühlte ich mich aber gut und konnte meine Leistungen abrufen. Ich bin zufrieden mit meiner Form und freue mich nun auf viele Renntage im September und Oktober. Bis dahin werde ich nochmals einen guten Trainingsblock bewältigen, sodass ich mit optimalen Voraussetzungen am 7. September in die Tour of China 1 starten kann.